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Weinverkostung mit Moule frites

Die erste Begegnung mit Moule frites hatten wir im Jahr 1992 als wir – sobald die Mauer offen war – mit technisch äußerst fragwürdigen und alten Fahrzeugen sowie der gesamten Familie und Freunden Richtung Westen aufgebrochen sind. Wir sind die Nächte durch gefahren und so lange gerollt, bis es keine Straßen mehr gab und nur noch das Meer zu sehen war. Das Wetter ist in der Bretagne, auch im Frühsommer, doch recht rau. Das provoziert hervorragendste Strandwanderungen, die in einem Fall an einer recht verfallenen Hütte endete. Aus dieser Hütte strömte ein wunderbarer und bekannter Duft nach Pommes sowie ein unbekannter Duft nach Kräutern, Weißwein , Fisch – es war unglaublich. Und es war um uns geschehen. Seit dem Essen wir gerne alles, was aus dem Meer stammt …
Weinverkostung für bis zu 6 Personen. Große Portion Muscheln mit Küchenkräutern und Weißwein. Dazu Pommes frites. Kleine Vorspeise und wahlweise Dessert / Käse. Wasser ist – wie in Frankreich üblich – kostenlos. Der Preis für das Essen ergibt sich aus den aktuellen Einkaufspreisen. Rechnen Sie mit ca. 25 Euro pro Person. Der Wein wird nach den Preisen von PORTUS Weinladen berechnet. Kaffee / Tee / Orangina.

Aktueller Termin: 25. November 2022 ab 16 Uhr.

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Rezension: Ein schwieriger Charakter

Das Schreiben von Weinrezensionen ist eine Herausforderung. Welche Adjektive und Formulierungen sind geeignet, komplexe Düfte und Geschmack lediglich durch Text zu übertragen? Ich möchte einen anderen Weg gehen und über Quellen und Zitate Dritter den Wein, seine Geschichte und Herstellung beleuchten, Links zur eigenen weiteren Recherche liefern und so zur Verbreitung von Weinwissen beitragen. Und: Beim Genuss eines Glases können wir dann die eine oder andere Geschichte über den Wein erzählen und dabei versonnen durch das Glas schauen. Ist das nicht wunderbar?

La Capricieuse – Roussanne

Auf dem Flaschenetikett ist eine offensichtlich etwas introvertierte junge Frau zu sehen. Schon der Name des Weins La Capricieuse – „Die Eigenwillige“ – scheint nichts Gutes zu verheißen. Wie kann man einen Wein nur so nennen? Wie soll ich so einen Wein verkaufen? Ein Name für einen Wein muss doch etwas mit Sonne, Schönheit, einem romatischen Schloß und guter Laune zu tun haben!

Entnervt trotte ich in die Bibliothek und nehme mir einen „PARKER“1 zu Hand. Dieser allgemein anerkannte Führer durch die internationalen Terroirs und Keller bietet breites und profundes Wissen über alle wesentlichen Trauben und Anbaugebiete, deren Qualität sowie Methoden der Vinifikation – insbesondere die Frankreichs. Robert M. Parker Jr. bemüht sich, wissenschaftliche Methoden bei der Beurteilung der Weinqualität anzuwenden. Das ist auch dringend nötig, denn: Glauben wir der täglichen Werbung, gibt es nur noch Spitzenwein auf der Welt. Nun schauen wir, welche­ Trauben für unsere “Launische” verwendet werden.

Schnell werde ich fündig: „Jahrhundertelang war diese Traube (Roussanne) die Essenz des weißen Hermitage im nördlichen Rhônetal …,“ schreibt Robert Parker schon in seiner Ausgabe von 1996. Und er fügt hinzu, dass „… ihre geringen Erträge und ihre Anfälligkeit für Krankheiten führten dazu, daß sie zu einem großen Teil von der Marsanne ersetzt wurde …“.2 Kommt daher der Name? Hat ein humorvoller Winzer sich einen Spaß erlaubt und die hohen Ansprüche an Pflege und Standort dieser Traube in den Namen übertragen? Und: Ist ein Wein mit geringen Erträgen eher gut oder schlecht? Also lese ich den Text noch einmal in Ruhe:

Jahrhundertelang war diese Traube die Essenz des weißen Hermitage im nördlichen Rhônetal, doch ihre geringen Erträge und ihre Anfälligkeit für Krankheiten führten dazu, daß sie zu einem großen Teil von der Marsanne ersetzt wurde. Im südlichen Rhônetal erlebte sie eine Art Comeback. Von allen Weißwein-Rebsorten besitzt sie am meisten Charakter – Aromen von Honig, Kaffee, Blumen und Nüssen – und sie bringt einen Wein hervor, der sehr langlebig sein kann, was für einen Weißwein aus dem südlichen Rhônetal ungewöhnlich ist. Das berühmte Besitztum Beaucastel in Châteauneuf-du-Pape verwendet in seinem Weißwein 80 Prozent Roussanne. Nicht verwunderlich, daß er der langlebigste Weiße der Appellation ist. Seit 1986 produziert Beaucastel auch einen Roussanne von alten Rebstöcken, der profund ausfallen kann.”3

Ein Flasche Roussanne für 150 Euro?

Nachdem ich weitere Erkenntnisse gewonnen habe, suche ich im Internet nach anderem Wein aus reiner Roussanne-Traube. Dabei stoße ich auf einen Händler, der knapp 160 Euro für eine Flasche des folgenden Weins haben möchte. Ein Weinkenner schreibt dazu:

Das ist der älteste Plot auf Beaucastel. Ein Großteil wurde 1908 gepflanzt, aber schon als der Urgroßvater Beaucastel übernahm, standen hier alte, veredelte Roussanne. Wir sind hier also wirklich bei einem durchschnittlichen Alter von 120 Jahren und mehr. Hier gibt es auch noch mehr sandige Böden für die Feinheit. Winzige Erträge unter 20 hl/ha. Das gleiche Rezept wie beim Chateauneuf blanc: Ganztraube angequetscht, für einige Stunden in der Presse belassen, langsam abgepresst und dann spontane Fermentation komplett im Barrique. Hier ist es 80% neues Holz. Die malolaktische Vergärung erfolgt danach, aber nur bei ungefähr 50% der Fässer. Das famose an diesem Wein ist, und deshalb ist es einer der ganz großen Weißweine der Welt, dass er trotz dieses riesen Anteiles an neuem Holz und 100% Roussanne, die ja normalerweise durch ihre Rosmarinartige, üppige, exotische Schwere auffällt, so unglaublich leicht und beschwingt ist.”5

Ja, diese Traube verfügt über außergewöhnliche Eigenschaften6, die einen hervorragenden Wein ausmacht. Wer nun wissen möchte, wie ein 100% Roussanne-Wein schmeckt und für den 160 Euro pro Flasche nicht erschwinglich erscheinen, bestellt einfach ein paar Flaschen „La Capricieuse“ aus unserem Weinladen. Die Winzer aus La Liviniere verstehen ihr Handwerk und unser Wein muss sich nicht verstecken. Hier ist der Link und wie immer: Wohl bekomm´s!

Quellenangaben:

1 ) Robert Parker M. Parker Jr. (*1947) ist Anwalt und Weinkritiker. Er hat sich mit seiner konservativen Weinkritik und seinem 100-Punkte-Qualitätssystem weltweit einen großen Einfluß in der Weinwelt erarbeitet. Seine Webseite https://www.robertparker.com/ veröffentlicht regelmäßig zwei Publikationen: „The Wine Advocate“ und „Wine Journal“. Die Seite gehört inzwischen zur französischen Michelin Gruppe. „Parker´s Wine-Guide“ mit einer Übersicht über die verschiedenen Wein-Nationen und -Regionen ist bis 2008 in der 7. Edition veröffentlicht worden und liest sich eher wie ein Fachbuch. Parker gilt als sachlicher und unbestechlicher Fachmann. Sein Fokus liegt auf Wein aus Frankreich und den USA, was ihm aus anderen Weinnationen oft Kritik einbrachte. https://en.wikipedia.org/wiki/Robert_Parker_(wine_critic)

2 ) PARKERS WEIN-GUIDE FRANKREICH, 5. Ausgabe, 1996, Wilhelm Heyne Verlag GmbH & C. KG, München, S 663 ff.
3 ) ebenda
4 ) entfallen

Dank an Klaus-Detlef Haas (kd) und Jenny Dlugaiczyk für die korrigierenden und stilistischen Hinweise.
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Rezension: Wein und Krieg

Vielen Weinfreunden ist nicht bekannt, welche Bedeutung der Wein und Nahrungsmittel überhaupt für die französische Kultur und die Nation haben. So ist es unter Umständen schwierig, zu verstehen, wie tief die Verbundenheit der Franzosen mit diesen Getränken reicht. Klar geworden ist mir das wieder bei der Lektüre eines Buches, welches ich vorstellen möchte.

1940 überfiel Nazideutschland Frankreich. Der Feldzug war schnell vorüber, das Land zerfiel in drei Teile: Ein besetztes Nordfrankreich, ein „freies“ Südfrankreich (nach dem Sitz der Regierung unter der Leitung Marshall Phillipe Petains auch „Vichy-Regime“ genannt) und dem Elsaß sowie Lothringen, welche erneut zu deutschem Staatsgebiet erklärt wurden.

Sofort wurde die Wehrmacht beauftragt, Wagenladungen von „Frankreichs kostbarstem Juwel“ zu beschlagnahmen und nach Berlin zu schaffen. Später sandten Nazigrößen wie Goebbels oder Goering sogenannte „Weinbeauftragte“, die für die Führung die edelsten Tropfen auftreiben und die wenigen Winzer, die nicht enteignet und vertrieben wurden, zu „betreuen“.

Die Franzosen wehrten sich natürlich dagegen. Das Buch enthält unglaubliche Geschichten über Millionen von eingemauerten Champagnerkisten, Züge mit künstlich gealterten Flaschen mit billigsten Wein und edlen Etiketten – extra für die Riege um den Führer. Die wundersame Rettung von Paris und die Klärung der Frage, ob zu Kriegsende die Amerikaner oder die Franzosen die ersten in Berchtesgaden waren. Auch der Wein aus TAVEL spielt eine Rolle, das Terroir wurde durch eine umsichtige französische Armee bei der Befreiung vor der Zerstörung bewahrt.

Das Buch handelt auch von den Opfern der Okkupation, der Brutalität der Besatzer und der Not und Verzweiflung der Franzosen in dieser Zeit. Frankreich wurde systematisch geplündert, Wein und Lebensmittel wurden in einem Umfang nach Deutschland geschafft, dass in Frankreich zeitweise der Hunger grassierte. Mit Witz und Verstand, aber auch mit Klauen und Zähnen verteidigten die Franzosen ihr Land und ihr wichtigstes Kulturgut: Den Wein.

Nach dem Ende des 2. Weltkrieges gab es erst Annäherung und dann Versöhnung zwischen Frankreich und Deutschland, erst mit Gesten, dann über persönliche Treffen und Verträge.

Das Buch ist im Jahr 2002 erschienen und inzwischen bei MediMops in Leipzig (https://medimops.de) oder im Buchhandel zu bestellen.

Klett-Cotta; aktuell 12. Druckaufl. 2021 Edition (17. Februar 2019), erschienen erstmals 2002, ISBN 978-3608948509

Leseprobe:

https://www.perlentaucher.de/vorgeblaettert/don-und-petie-kladstrup-wein-und-krieg-teil-1.html

Quellen sowie weitere Buchbeschreibung und Informationen über die Autoren.

https://www.perlentaucher.de/vorgeblaettert/don-und-petie-kladstrup-wein-und-krieg.html

https://de.wikipedia.org/wiki/Deutsch-franz%C3%B6sische_Beziehungen

 

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Rezension: Wein – Geschichte und Genuss

Zunächst war ich kritisch: Nicht, dass ich die Qualität von Literatur in Kilogramm messe, allerdings fand ich knapp zehn Euro für 128 Seiten schon recht sportlich. Da ich mir aber so ziemlich alles an Literatur besorge, was mit Wein zu tun hat, lag auch dieses Buch schnell auf meinem Tisch.
Daniel Deckers ist ein Anfang der sechziger Jahre am Rhein geborener promovierter Theologe, Journalist und Buchautor. Zuletzt fiel er 2021 auf durch seine Recherche über „Die Geschäfte des Bundestagsabgeordneten Nikolas Löbel”, jener inzwischen berüchtigt durch seine „Maskenaffäre“. (Der Politiker musste zurücktreten, der Autor wurde mit dem Nannen-Preis geehrt – diese Kombination kommt auch nicht so oft vor.)
Eigentlich ist sein Thema als Autor aber der Zusammenhang zwischen Region, Religion und Wein. Nicht zuletzt ist der Redakteur einer großen westdeutschen Tageszeitung auch Lehrbeauftragter für die Geschichte des Weinbaus und Weinhandels an der Hochschule Geisenheim. Deckers unternimmt eine Reise vor über 4000 Jahren von Zentralasien bis an die Mittelmeerküste, das Zagros-Gebirge, und kommt im Osten der Türkei an. Hier – auf den Plateaus des Taurus-Gebirges soll der erste Wein angebaut und kultiviert worden sein. Von da an zieht sich seine Geschichte des Weines bis in die Neuzeit. Sicherlich ein cours rapide auf den 128 Seiten, allerdings gelingt es dem Autor, Fakten, spannende Anekdoten sowie Bilder der jeweiligen Zeiten, Landstriche und Kulturen auferstehen zu lassen. Manchmal enden die Kapitel etwas abrupt, aber Daniel Beckers entschädigt mit einem umfangreichen Verzeichnis weiterführender Literatur.
Der Wein und sein Anbau waren immer auch Ausdruck und manchmal Motor gesellschaftlicher Entwicklung. Es waren die hungernden Moselbauern, die im Morgen der bürgerlichen Revolution 1848 für ihre aufständischen Aktionen bekannt geworden sind. Einen jungen Mann namens Karl Marx inspirierte ihr Leid zum Nachdenken über die Ökonomie der sich damals entwickelnden Wirtschaftsordnung.
Das Buch ist eine kurzweilige Übersicht und Quelle, das für den Einstieg in Kultur und Ökonomie des Weinbaus – nicht zuletzt für den Genuss des Produkts – gut geeignet scheint.

DECKERS, Daniel, WEIN Geschichte und Genuss, Verlag C.H. Beck, 2017, ISBN 978 3 406 71114 5.

Quellen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Daniel_Deckers
https://de.wikipedia.org/wiki/Nikolas_L%C3%B6bel
https://www.trier-info.de/fuehrungen-fuer-gruppen/wie-der-wein-karl-marx-zum-kommunisten-machte

Mit freundlicher Unterstützung von Dr. Angelika Haas (Lektorat)
https://www.angelikahaas.de/

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Rezept: Cervelle de canut

Cervelle de canut – bei uns als Kräuterquark bekannt.
Eine Spezialität der Lyoner Bouchon, vor 100 Jahren die Restaurants der einfachen Leute.

Hier die Zutaten:
Zutaten (als Vorspeise für 4 Personen)
250 g Quark (Magerquark)
1 Zehe Knoblauch, fein gehackt
1 kleine rote Zwiebel (35 g), fein gehackt
3 EL Petersilie, fein gehackt
2 EL Schnittlauch, in eher feinen Röllchen
1 EL Olivenöl
1 TL Rotweinessig
2 TL trockener Weisswein
½ TL Salz
½ TL weisser Pfeffer, fein gemahlen
Salz zum Abschmecken

Daszu passt am besten folgender Wein: https://weinladen.portus.de/produkt/la-capricieuse-aop-minervois-blanc-2018/

 

Wichtig: Alle Zutaten sehr sorgfältig sehr klein hacken, damit die Kräuter eine große Oberfläche bekommen. Durch die Mischung von Säure und Öl wird der Quark sehr cremig. Auf die Idee, Weißwein an Quark zu machen, wäre ich auch nicht gleich gekommen. Das ist Frankreich! Dazu Kartoffeln und einen Weißwein … Wohl bekomms.

Hintergrund: Der Aufstand der Seidenweber von Lyon 1830 gilt als die erste gewaltsame Erhebung des Industriezeitalters und markiert einen Wendepunkt in der europäischen Sozialgeschichte. Mit der Revolution von 1830 setzt sich das liberale Bürgertum endgültig gegen die letzten Reste der Aristokratie durch und als die neue, herrschende Klasse von den Proletariern ab. Die Weber, die bisher als selbständige Handwerker Eigentümer ihrer Webstühle waren, verloren ihr spärliches Einkommen an die dampfbetriebenen Textilfabriken. Lyon, seit dem Mittelalter das Zentrum der Seidenproduktion, drohte zu verarmen. Der Aufstand der Weber wird mit militärischer Gewalt brutal niedergeschlagen. Der „Klassenkampf“ hat begonnen.

Auf französisch heißen die lyonnaiser Seidenweber „Les Canuts“. Die Herkunft dieses Namens ist unklar. Zwar ist Canut die französische Form des skandinavischen Knut, es erscheint aber wenig logisch, warum die Weber in Lyon „die Knuts“ genannt worden sein sollten. Wahrscheinlicher ist die Ableitung von Canette, die Spindel.

Auf den historischen Kontext kam ich bei einem ersten Versuch der Übersetzung. Verstörend: Es war zunächst so etwas wie „Kanutengehirn“. Dann fand ich die Quelle …

Bilder: Eigene Bilder Thomas Dlugaiczyk
Quellen:
http://kuirejo.de/2013/01/cervelle-de-canut/
Susi Piroué, Französisch kochen. 200 köstliche Spezialitäten aus allen Provinzen. Und Wissenswertes über Essen und Trinken in Frankreich,ISBN 9783774242272, 1993,  Gräfe [und] Unzer, Hardcover